Okimono in Gestalt einer Ägypterin

Okimono, Japan, Meiji-Zeit, spätes 19. Jh., Elfenbein.
Mit freundlicher Genehmigung des Johann Jacobs Museums

Netsukes gehören zum Feinsten der japanischen Schnitzkunst. Die kleinen „Knöpfe“ dienten zur Befestigung von Beuteln und Pfeifen am Gürtel des Kimono. In der Meiji-Zeit kam das traditionelle Gewand aus der Mode. Männer waren gehalten in der Öffentlichkeit Anzüge zu tragen.
Nachdem netsukes ihre Funktion weitgehend eingebüßt hatten, begannen die Schnitzkünstler nach anderen Absatzmärkten Ausschau zu halten. Dieses okimono aus Elfenbein erinnert an eine christliche Madonnenfigur. Doch Schleier und Perle machen deutlich, dass dies eine Fellachin, eine ägyptische Bäuerin ist. Die „Fellachin“ war ein orientalistisches Motiv der Zeit. Es zirkulierte beispielsweise auf Aufnahmen des Kairoer Fotostudios Lehnert&Landrock. Allerdings saßen in Kairo keine echten Bäuerinnen Modell, sondern Prostituierte oder Schauspielerinnen, die als Bäuerinnen verkleidet waren.