Langschal

Schal, Kaschmir, Indien, 1820–40, Grundgewebe: Köper, Ziegenwolle, Mustergewebe: Wirkerei, aus mehreren Teilen zusammengesetzt, Ziegenwolle.
Mit freundlicher Genehmigung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg

Was mag das sein? Ein gekrümmtes Blatt oder eine Flamme? Oder eine Zypresse, die der Wind biegt? Die Form ist alt, sie reicht zurück in die vorderasiatische Antike und findet sich auf Seidenresten, die am Nil ausgegraben wurden. Bis heute ist das Boteh-Muster in Afghanistan oder dem (ehemals) nordindischen Königreich Kaschmir allgegenwärtig.
Nachdem die Briten den Subkontinent im 18. Jahrhundert unter ihre Kontrolle gebracht hatten, wurden indische Textilien im großen Stil nach Europa exportiert. Ursprünglich waren die prächtigen Tücher und Schals der indischen Herrscher:innendynastie vorbehalten. Jetzt aber riss sich alle Welt darum. Und weil die Nachfrage immer weiter stieg, begannen Weber:innen aus dem schottischen Paisley die indischen Tücher und Schals zu kopieren. Dabei half ihnen der mechanische Webstuhl. An den Zauber des Originals reichte das schottische Produkt allerdings nie heran.