Atul Dodiya

Atul Dodiya: Untitled – II (German Girlfriend), 2016
Aquarell, Kreide, Kohle, Bleistift, Pastell und Modelliermasse auf Papier
Mit freundlicher Genehmigung von Udit Bhambri

Untitled – II (German Girlfriend), 2016

Wer malt die »Mohrin Katherina«? Albrecht Dürer hatte sie einst in die Kunstgeschichte eingeführt, in Gestalt einer Zeichnung (1521). Die »Mohrin« schlägt ihre Augen nieder, wie es sich für eine Domestikin geziemt. (Wir würden es uns zu leichtmachen, wenn wir Dürer an dieser Stelle als Rassisten entlarvten; es existiert eine Zeichnung von seiner Hand, die einen Afrikaner zeigt. Dieser wird nicht anders erfasst als Dürers vornehme europäische Zeitgenossen).

Wer malt die »Mohrin Katherina« oder wer reproduziert Dürers Porträt? Dodiya kann wie Dürer zeichnen, er genießt diese Virtuosität, aber er verändert die Bildfläche, von der sich Dürers Modell abhebt. Farbflecken in einem pastelligem Violett und in Schwarz organisieren diese Fläche. Die Flecken ignorieren das Gesicht. So entsteht plötzlich ein nicht-figuratives, malerisch aufgefasstes Bild, das nicht recht passen will zur Dürerschen Zeichnung. Aber was heißt schon »passen«?

Ziehen wir die Geschichte andersherum auf, dann malt Dodiya Farben und Formen. Die malerische Abstraktion aber riskiert Sinnleere, und die ist Dodiyas Sache nicht (Farben und Formen, schön, das passt an irgendeine Wand, aber wie weiter?). Hier kommt die »Mohrin Katherina« ins Spiel – zu diesem Zeitpunkt, wo es für den Künstler nicht mehr weitergeht, weil ihm das Malen zu leichtfällt.